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Expertenrat

Ich möchte einen Keller ausbauen. Wie kann/muss ich dabei dämmen?

Frage von Stefan O. am 26.02.2018 

Ein bislang ungedämmter Keller, ausgeführt als Weiße Wanne, soll als Aufenthaltsraum genutzt und daher wärmegedämmt werden. Welche Form von Wand- und Fußbodendämmung empfehlen Sie für den Keller? Was halten Sie von einer Wandverschalung mit OSB-Platten auf Dachlatten (also nur eine Luftschicht als Dämmung) und einer Perlitdämmung auf dem Boden mit Feuchtigkeitsausgleich (auch, da die Weiße Wanne ja zwar wasserundurchlässig, aber nicht wasserdicht sein soll)? Wie wichtig ist eine Zwangslüftung zum Abtransport eingebrachter Feuchtigkeit (vom Mauerwerk oder durch die Nutzung)?

Wie sind die Vorgaben der ENEV aktuell für die Kellerfußbodendämmung bei nachträglicher Nutzung von Kellerräumen zu Wohnzwecken? Muss man dann den gesamten Boden dämmen oder nur die Randbereiche (z.B. die ersten 50 cm an den Außenwänden). Kann man einen rechnerischen Durchschnitts-U-Wert von allen Kelleraußenwänden und Kellerfußböden bei der Zusammenstellung der Wand- und Fußbodenflächen ansetzten? Welches Material empfiehlt man für die Kellerbodendämmung bei Bausubstanz Weiße Wanne und normaler Wohnraumbelastung des Fußbodens? Muss gegenüber einem beheizten Erdgeschoss die Kellerdecke zu EG auch noch gedämmt werden? Und wenn nur ein Teilbereich des EG vollbeheizt ist, z.B. unbeheizte bzw. nur frostgesicherte Treppenhausflächen? 

Antwort von Dipl.-Ing. Frank Nowotka 

Eine Luftschicht als Dämmung würde unter der Voraussetzung funktionieren, dass die Luft im Zwischenraum auch wirklich ruht. Das ist aber praktisch nicht der Fall, da sich die Luft an der OSB-Platte erwärmt und nach oben steigt. An der Betonfläche kühlt sich die Luft dagegen ab und sinkt nach unten. Dadurch beobachten wir eine stetige Luftbewegung mit der Folge, dass die erwärmte Luft sich auf der Kaltseite (Beton) immer wieder abkühlt und so der gewünschte Einspar-Effekt nicht eintritt. Um diese Luftbewegung zu unterbinden, wird ein Dämmstoff mit einer Struktur eingebracht, die viele kleine, möglichst geschlossene Lufträume aufweist. Eine solche Struktur finden wir z.B. bei mineralischem Dämmstoffschaum (Handelsname Multipor) oder Schaumkunststoffen wie Styropor.

Die genannten Dämmstoffe eignen sich gut für eine Innendämmung. Bei einer weißen Wanne ist zu berücksichtigen, dass eine Wasserdampfdiffusion (Austausch von Wasserdampf zwischen innen und außen) praktisch nicht stattfindet. Daher sind geeignete Innendämmsysteme so einzubauen, dass diese erstens absolut luftdicht gegenüber dem Innenraum ausgeführt werden und zweitens eine feuchtevariable Dampfbremse die Konstruktion zum Innenraum hin abschließt. Wenn diese Dampfbremse mit den dafür vorgesehenen Spezial-Klebebändern luftdicht verklebt wird, kann die Forderung nach Luftdichtheit mit der Dampfbremse erzielt werden. Bei einer Innendämmung mit angeklebten Gipskarton-Styropor-Verbundplatten kann auf die Dampfbremse verzichtet werden, wenn die Dämmstoffstärke mindestens 4 cm beträgt. Bei jeder Innendämmung ist das Erzielen einer lückenlosen Dämmschicht oberstes Gebot.

Der Boden kann, ähnlich wie die Wand, mit einem schüttfähigen Dämmstoff (plus Trockenestrich) gedämmt werden. Auch hier gilt, dass die Konstruktion gegenüber dem Dämmstoff luftdicht ausgeführt werden muss. Zur Trittschalldämmung sollte ein diffusionsoffenes Material, z.B. eine Holzfaserdämmplatte, verwendet werden. Als Nutzschicht ist eine Holzdielung oder Parkett zu empfehlen. PE-Folien oder andere diffusionsdichte Materialien sind weder in der Wand- noch in der Bodenkonstruktion einzubauen.

Die Dämmung des gesamten Bodens dient vor allem der Anhebung der Oberflächentemperatur, um optimale Behaglichkeit zu erzielen. Die EnEV verlangt einen einzuhaltenden U-Wert von 0,3 W/m²K. Dies ist bereits mit einer Dämmschichtdicke von 10 cm eines Dämmstoffes der Wärmeleitfähigkeitsgruppe 035 zu erzielen. Die Kellerdecke ist dann nicht zu dämmen, wenn von einer dauerhaften Beheizung der Kellerräume ausgegangen werden kann. Wände zu angrenzenden, aber nicht beheizten Räumen sollten gedämmt werden.

Der richtigen Be- und Endlüftung von innen gedämmten Räumen kommt besondere Bedeutung zu. Es ist in den Wintermonaten so zu lüften, dass die relative Luftfeuchtigkeit etwa 50 % nicht dauerhaft übersteigt. Eine Lüftungsanlage ist dabei hilfreich, aber nicht vorgeschrieben. Im Sommerhalbjahr sollte eine aktive Belüftung möglichst nur in der Nacht bzw. bei trockener Außenluft erfolgen.

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