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Expertenrat

Wie kann ich eine bestehende Holzfassade richtig dämmen?

Frage von Joachim V. am 12.06.2020 

Wir besitzen ein ungedämmtes, allerdings sehr stabiles Holzhaus aus den 50er Jahren. Eine frühere Waschbaracke der Bundeswehr (Grundfläche ca. 70 qm), die wir gerne von außen dämmen möchten. Das Gebäude mit seinen drei Räumen möchten wir dann als Hobbybereich nutzen (Holzwerkstatt, Proberaum für Musik, später vielleicht ein kleines Heimkino). Leider beginnen die Werkzeuge über die Jahre zu rosten und eine große Zeit im Jahr ist es zu kalt als Proberaum.

Das Haus steht auf einem 80 cm tiefen Fundament aus Ziegelsteinen, das ca. 30 cm über den Boden reicht. Es ist für eine Sockeldämmung mit Styrodur geeignet. Auf dem Fundament befindet sich eine noch intakte Bitumenbahn. Die darauf liegenden Holzschwellen, auf denen die Holzwand aufbaut, sind ebenfalls alle intakt. Das Niveau des Estrichs liegt ca. 12 cm unter dieser Bitumenbahn.

Der Fußboden muss von innen gedämmt werden. Dach (30° Neigung) und Außenwände sollen von außen gedämmt werden. Der Wandaufbau ist folgender von innen nach außen: 20 mm Holzschalung (Fichte -Nut/Feder), 100 mm Luft, 20 mm Fichtenbretter (ohne Nut/Feder!). Das ist alles.

Ich plane eine Außendämmung z. B. mit Mineralfaserplatten und hinterlüfteter Sichtschalung. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die Holzschalung Fichte (Nut/Feder) nicht luftdicht ist, da das Holz über die Jahre gearbeitet hat.

Was sagen Sie zu meinem geplanten Wandaufbau (von innen nach außen):

  • Lehmbauplatte 20 mm
  • gedämmte Installationsebene 60 mm mit Isover Akustic TP 1 Feuchtevariable Klimamembran (Isover Vario XtraSafe)
  • (Alte) 20 mm Fichtenbretter (ohne Nut/Feder!)- ggf. entfernen?
  • Isover Ultimate Universalfilz
  • (Alte) Holzschalung Fichte (Nut/Feder)
  • Fassadendämmplatte mit Schutzvlies kaschiert 60 mm (Isover Ultimate Kontur FSP-032)
  • hinterlüftete Vorhangfassede (Douglasie)

Was halten Sie von der Dämmung? Ich habe etwas Bedenken, dass bei dieser Dämmung die Räume zwar schnell aufheizen, aber auch schnell die Wärme wieder verlieren. Wie ist Ihre Meinung? Bei der Innendämmung der Fußböden und der Außendämmung des Dachs bleibe ich im Isover-System.

Antwort von Dipl.-Ing. Frank Nowotka 

Ich betrachte die geplante Konstruktion von innen nach außen und habe dazu folgenden Bemerkungen:

  • Die Konstruktion geht bauphysikalisch in Ordnung. Die insgesamt 220 mm Dämmung führt zu einem U-Wert von ca 0,16 W/m²K. Das ist ein sehr guter Wert, die Aufheizung des Raumes wird recht schnell erfolgen, da nur eine geringe Wärmemenge zum Erreichen einer Wohlfühltemperatur erforderlich ist. Ihre Befürchtung, dass der Raum schnell wieder Wärme verliert, bezieht sich sicher auf die vergleichsweise geringe Speichermasse. Nun, Wärmespeichermasse führt zwar zu einer Verlangsamung der Auskühlung, aber auch zu einer Verzögerung der Aufheizung. Wird jedoch mit einem rasch regulierbaren Heizungssystem geheizt, ist die resultierende Behaglichkeit bei sehr gut gedämmten Räumen auch bei geringer Speichermasse optimal. Es muss während der Nutzung nur eine vergleichsweise geringe Wärmemenge zugeführt werden. Gut eignen sich langgestreckte, einlagige Plattenheizkörper, die mit geringer Vorlauftemperatur betrieben werden.
  • Statt einer Lehmbauplatte ließe sich auch 2x12,5 mm Gipskarton gut verarbeiten und steht der Lehmbauplatte bezüglich des Einflusses auf das Wohnraumklima in nichts nach.
  • Ich gehe davon aus, dass der 100 mm tiefe Hohlraum zwischen den beiden Holzschalungen komplett mit 100 mm starker Mineralwolle ausgefüllt wird. Dann kann die Klimamembran unmittelbar auf die innen verbliebenen Fichtenbretter luftdicht verlegt werden. Anschließend wird die Lattung für die Installationsebene aufgeschraubt und der Hohlraum mit Mineralwolle (ohne weitere Folien einzusetzen) aufgefüllt. Bitte beachten Sie die Verlegehinweise des Herstellers der Klimamembran. Achten Sie vor allem auf hohe Luftdichtheit. Benutzen Sie nur die vom Hersteller vorgesehenen Hilfsstoffe.
  • Sie können die Nut-Feder-Schalung nach dem Einbau der Mineralwolle wieder anschrauben oder weglassen – das spielt bauphysikalisch keine Rolle. Auch die Luftdichtheit der Schalung ist hier nicht von Bedeutung. Jedoch benötigt die Fassadendämmung ein Widerlager – die Dämmplatten sollten mit wärmegedämmten Dübeln befestigt werden oder zwischen eine Traglattung eingebracht werden. Und auch für die Montage der hinterlüfteten Schalung außen ist eine Unterkonstruktion erforderlich.
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