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Expertenrat

Wie kann ich ein bestehendes Ferienhaus aus den 1970er-Jahren sanieren?

Frage von Konrad R. am 02.08.2020 

Ich möchte ein kleines Ferienhaus (Baujahr ca. 1970) sanieren. Die Wände bestehen aus 30 cm Ziegel und sind ungedämmt. Es gibt Streifenfundamente und verdichteten Boden mit ein wenig Beton drauf. Das Dach ist mit Schiefer eingedeckt und gedämmt. Hintergrund: Das Haus wird sehr wenig genutzt und sollte auch im Winter entsprechend schnell erwärmt werden können bzw. die Wärme gehalten werden. Die einzige Heizung ist aktuell ein Kachelofen. Jetzt meine Fragen: Welche Möglichkeiten habe ich, den Fußboden zu dämmen, um Kälte von unten zu vermeiden. Gibt es eine Möglichkeit, die Wände zu dämmen, ohne hier dem Schimmel zu viel Chancen einzuräumen (bitte beachten, dass das Haus nur 8 bis 12 Wochen im Jahr genutzt wird und den Rest der Zeit ungeheizt ist. Welches Heizkonzept würden Sie vorschlagen? Platz ist natürlich ein Thema, aber Strom ist mit drei Phasen vorhanden. Es gibt auch einen Keller (nicht über das gesamte Haus und komplett ungedämmt). Kann ich hier nachträglich dämmen, um den Raum nutzbar zu machen? Die Grundfläche beträgt ca. 25 qm und es gibt eine zweite Etage im Giebel.

Antwort von Dipl.-Ing. Frank Nowotka 

Leider schreiben Sie nichts zum Aufbau des Fußbodens. Aus den anderen Beschreibungen folgernd, gehe ich von einer trockenen, ungedämmten Bodenplatte aus Beton aus. Diese ließe sich gut von oben dämmen, indem eine Fußbodendämmung vollflächig ausgelegt wird (entweder druckbelastbar, z.B. Styrodur oder nicht druckbelastbar, z.B. Holzfaserdämmplatten, erfordern Lagerhölzer). Als Abschluss kann ein Trockenestrich aus Gipsfaser- oder OSB-Platten, aber auch eine Vollholzdielung eingebracht werden. Da eine Holzdielung als nicht luftdicht angesehen werden muss, sollte eine feuchtevariable Dampfbremse über dem Dämmstoff luftdicht verlegt werden. Die Dämmstoffhöhe ist natürlich abhängig von den anderen Einbauten (Türen?), sollte aber angesichts der nur zweitweisen Nutzung etwa 3 cm nicht unterschreiten.

Eine ähnliche Art der Innendämmung ließe sich auch bei den Ziegelwänden anwenden. Das Ziel besteht darin, an kalten Tagen eine möglichst rasche Temperatursteigerung zu ermöglichen. Hier spielt die Innendämmung ihre Vorteile aus, da diese eine rasche Oberflächentemperaturerhöhung ermöglicht. Angesichts der Größe des Raumes muss aber auch hier die Dämmstoffstärke begrenzt bleiben - ein guter Kompromiss ist eine Dämmstoffstärke von ca. 3 cm. Hierfür ließen sich z.B. Holzfaserdämmplatten an die Innenseite der Außenwände lückenlos und luftdicht verkleben. Der Dämmstoff darf an keiner Stelle durch Raumluft hinterströmt werden können (Gefahr des Tauwasserausfalls!). Abgeschlossen wird die Konstruktion mit einem armierten Kalkputz. Dabei sollten auch Fenster- und Türlaibungen nicht vergessen werden. Wenn sowohl die Wände als auch der Fußboden gedämmt werden, sollten Sie mit den Wänden beginnen, damit der Trockenestrich des Fußbodens gegen eine gedämmte Wandkonstruktion verlegt wird.

Auch der Keller kann eine Innendämmung erhalten, sofern dieser trocken ist. Auch dort gilt: Lückenlos und luftdicht dämmen! Hierfür eignen sich auch Schaumkunststoffe, wie Styropor und Styrodur, da diese bei vergleichsweise gleicher Dämmstoffdicke eine bessere Dämmleistung sichern. Ein raumseitig abschließender Kalkputz ist ratsam.

Achtung: Beim Putzen wird eine große Menge Wasser an die Raumluft abgegeben. Daher sollten die Maßnahmen nicht im Winter ausgeführt werden. Es ist empfehlenswert die Räume während der Bauphase aktiv (Ventilation) zu Be- und Entlüften. Auch nach der Bauphase ist eine aktive Be- und Entlüftung ratsam. Hierzu eignen sich einfache Zu-und Abluftsysteme, die bei Überschreitung einer bestimmten Luftfeuchtigkeit innen mit der Luftfeuchtigkeit außen vergleichen und, wenn es Sinn ergibt, den Luftaustausch in Gang setzen.

Da Sie einen Schornstein im Haus haben, wäre als temporäre Beheizung ein kleiner, massearmer Holzofen wirtschaftlich zu betreiben, sofern Sie preisgünstig an Holz kommen. Ansonsten bleibt nur, sofern der Stromnetzbetreiber dies zulässt, eine Lösung mit Elektroheizkörpern. Bitte beachten: Es reichen einfache Konvektoren von Markenherstellern für 100.- bis 200.- €.

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