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24.01.2019

Röntgenblick für’s Haus: Wann sich eine Thermografie lohnt

Billigangebote und Handyaufsätze für Wärmebilder taugen wenig

Mehr sehen mit Thermografie: Für das menschliche Auge sind Wärmeverluste am Haus nicht direkt zu erkennen. Thermografiekameras mit ihren Spezialsensoren machen sie sichtbar. Wie eine Röntgenuntersuchung den Zustand des menschlichen Körpers abbildet, zeigen die Wärmebilder auf einen Blick, an welchen Stellen Häuser große Wärmeverluste aufweisen. Von Billigangeboten und Handyaufsätzen raten Experten allerdings ab.

Thermografie eines Einfamilienhauses
Für aussagekräftige Wärmebilder muss es kalt, nicht sonnig und trocken sein und das Haus beheiztFoto: energytools - Ingenieurbüro für Energie-Dienst-Leistungen

Bekannt ist vor allem die Außen-Thermografie: Die Farben Rot, Orange und Gelb stehen dabei meistens für große Wärmeverluste. Blau und Grün zeigen in der Regel die Stellen, an denen alles in Ordnung ist. Fachleute setzen die Wärmeaufnahmen jedoch auch im Inneren ein. Da dort die Wärmeverluste von innen abgebildet werden, sind die Farben umgekehrt zu interpretieren: Zeigt das Foto Blau und Grün, ist das Bauteil kalt, entsprechend schlecht gedämmt und daher sanierungsbedürftig. Die warmen Farben zeigen dagegen warme Oberflächentemperaturen auf der Innenseite der Wand. Hier kann Entwarnung gegeben werden. Gut gedämmte Wände weisen ein niedriges Schimmelrisiko auf, verbessern den Wohnkomfort und senken die Heizkosten.

Auf das Wetter achten: Winterliche Kälte ist Bedingung für Thermografie
Beim Erstellen von Thermografie-Bildern müssen viele Faktoren beachtet werden. "Ist es beispielsweise draußen über fünf Grad Celsius warm, sollte die Kamera gleich wieder eingepackt werden", sagt Hermann Dannecker vom Deutschen Energieberaternetzwerk (DEN). Außentemperaturen im niedrigen einstelligen Bereich oder darunter sind zwingend nötig, um einen ausreichend hohen Temperaturunterschied zwischen dem Inneren des Hauses und der Umgebung zu haben. Damit ist das Verfahren nur im Winterhalbjahr, meist zwischen November und Februar, anwendbar.

Thermografie-Experten empfehlen Hausbesitzern, vorher kräftig einzuheizen, am besten kontinuierlich auf 20 bis 22 Grad und das bereits 24 Stunden vorher. "Daher muss auch die Nachtabsenkung der Heizung am Abend vor der Thermografie-Untersuchung ausgeschaltet werden", rät Dannecker. Erforderlich ist auch, in den Stunden vor den Aufnahmen die Fenster und Außentüren geschlossen zu halten. Wer, wie empfohlen, tagsüber mehrmals mit offenen Fenstern und Balkontüren mehrere Minuten querlüftet, erwärmt die Fassade mit der herausströmenden Warmluft. "Das Foto zeigt in solch einem Fall überhöhte Wärmeverluste an", so Dannecker. Auch sollten Rollläden weder tagsüber noch nachts heruntergelassen werden, um die Werte bei den Fenstern nicht zu verfälschen.

Nicht nur auf die Außen- und Innentemperatur penibel zu achten ist wichtig: Wärmebilder bei Regen oder Schneetreiben zu erstellen, ist sinnlos. Das verfälscht die Ergebnisse, da die Thermografiekamera feuchte Oberflächen falsch interpretiert. Die Witterung sollte kalt und trocken sein. Um sichere Aussagen liefern zu können, erfolgen die Aufnahmen bei Dunkelheit, in der Regel abends zwischen 18 und 22 Uhr oder früh morgens zwischen 5 und 7 Uhr. Wird am frühen Abend thermografiert, sollte in den Stunden vorher kein Sonnenschein auf die Fassade gefallen sein. Hat die Wintersonne die Fassade erwärmt, zeigt die Infrarotkamera den Einfluss der Sonne und nicht die Wärmeverluste.

Mt dieser Checkliste können Hausbesitzer den Thermografie-Termin vorbereiten.

Finger weg von Billigangeboten und Handyaufsätzen
Vor Billigangeboten aus Internet und Hauswurfsendungen raten Experten generell ab. Die vermeintlichen Schnäppchen gibt es bereits für rund 100 Euro. "Solche Angebote sind in der Regel unseriös", sagt auch Frank Hettler von Zukunft Altbau. Bei einem solchen Preis kann keine Fachkraft die Kosten decken und gleichzeitig gute Arbeit abliefern. Die Vorbereitung, Prüfung der Bedingungen, Messung und Auswertung benötigen mehrere Stunden.

Regelmäßig kommt es zum Beispiel vor, dass Billigthermografen die Farbwiedergabe falsch eingestellt haben. Dann wird beispielsweise aus einem Grün oder Blau ein Orange oder Rot, aus einer gut gedämmten Fassade eine schlecht gedämmte, auch Reflexionen von Gläsern können falsch interpretiert werden. Die Folge: Hausbesitzer werden bei dem Termin zu anschließenden Sanierungsmaßnahmen überredet, die wenig bringen oder im Extremfall sogar schaden. Seriöse Thermografen dagegen legen die Daten offen, dokumentieren die Untersuchungsergebnisse schriftlich und erläutern sie mündlich. Wichtig ist auch: Eventuell folgende Sanierungsmaßnahmen werden von Thermografen empfohlen, aber von qualifizierten Energieberatern mit dem Hausbesitzer gemeinsam beschlossen. So wird Missbrauch verhindert.

Auch Handyaufsätze halten nicht das, was sie versprechen. Inzwischen gibt es Aufsätze für unter 250 Euro. Die Auflösung der Bilder ist jedoch meistens viel zu gering, um für Gebäude belastbare Aussagen treffen zu können. Hinzu kommt: Professionell erstellen und interpretieren können Laien die Bilder sowieso nicht, geschweige denn entscheiden, welche Maßnahmen danach nötig sind. Das Geld sollte daher besser in qualifizierte Thermografen und eine Energieberatung investiert werden. 

 
 
 
Quelle: Zukunft Altbau
 
 

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