Ich habe eine Frage zum geplanten Aufbau einer Innendämmung mit Zellulose hinter einer Vorsatzschale. Es handelt sich um die Innendämmung einer 24er Vollziegelaußenwand (um 1900) mit 3 cm Lehmputz auf der Innenseite.
Aufgrund der baulichen Gegebenheiten ist der fachgerechte und dauerhaft dampfdichte Anschluss einer Dampfbremse oder OSB-Platte kaum möglich und eine Flankendiffusion auf Dauer nicht vermeidbar. Daher würde ich gerne auf die Dampfbremse, als auch auf die OSB-Platte verzichten und nur mit 2x GK beplanken, um ein ungehindertes Rücktrocknen im Sommer zu ermöglichen.
Das Gleiche gilt für die nachträgliche Dämmung der Dachschrägen, da hier die vorhandene Innenverkleidung nach Möglichkeit erhalten bleiben soll. Ein Rücktrocknen wäre hier über die diffusionsoffene Unterspannbahn möglich. Da das Dach neu gedeckt werden soll, kann ich hier noch Einfluss auf den sd-Wert nehmen.
Wäre nun der Strömungswiderstand der Zellulose groß genug, um die Luftdichtheit zu gewährleisten und auf Dampfbremse und OSB verzichten zu können? Wenn nein, wie kritisch wäre dann z. B. beim Einsatz der OSB-Platte als Dampfbremse die Flankendiffusion in Kombination mit der Zellulose zu bewerten?
Ihre Frage muss ich für die Wände und das Dach getrennt beantworten. Grundsätzlich müssen Sie zwei Dinge unterscheiden: den Feuchteeintrag durch Diffusion (durch geschlossene Materialschichten hindurch) und den Feuchteeintrag durch Konvektion (Luftströmung durch Ritzen und Spalten). Einströmende feuchtwarme Raumluft bringt um das Tausendfache an Wasser in die Konstruktion hinein, als es bei Diffusion der Fall ist.
Dämmung der Wände:
Diffusion: Der dauerhaft dampfdichte Anschluss einer Dampfbremse oder OSB- Platte mag schwierig und eine Flankendiffusion auf Dauer nicht vermeidbar sein, aber wenn Sie mit eingeblasener Zellulose dämmen, ist das von untergeordneter Bedeutung. Wichtig ist dann, dass Sie in der Fläche eine regulierte und definierte Dampfdurchlässigkeit haben.
Daher sollten Sie auf die Dampfbremse oder auf die OSB-Platte bei den Wänden auf keinen Fall verzichten. Nehmen Sie als erste Lage eine 12er OSB und darauf eine Lage GKB, dann haben Sie eine definierte Dampfdurchlässigkeit, Trocknungsreserve, Wind- und Luftdichtheit, und eine leichte Wandmontage (den Gips als 2. Lage können Sie auf der OSB schrauben wie Sie wollen, ohne auf eine Unterkonstruktion achten zu müssen).
Konvektion: Die Anschlussränder sind in der Mineralwollwelt wichtig, weil die Mineralwolle keinen nennenswerten Durchströmungswiderstand hat und mit der Verklebung auch die Wind- und Luftdichtigkeit erreicht werden soll. Eine eingeblasene Zellulosedämmung hat von sich aus einen hohen Durchströmungswiderstand. Fehlstellen an den Anschlussrändern sind bei uns völlig egal, weil das proportional gesehen Winzigkeiten sind.
Dämmung am Dach:
Beim Dach können Sie die Innenverkleidung beibehalten, weil Sie nach Außen hin eine viel diffusionsoffenere Begrenzung haben. Wenn Sie das Dach neu decken lassen, legen Sie eine Dampfbremsfolie nur feldweise lose hinein und tackern sie fest. Nicht verkleben, und auf keinen Fall von außen über die Sparren legen. Wieder geht es nur um einen Diffusionswiderstand in der Fläche, nicht um eine Luft- oder Winddichtung, weil das die eingeblasene Zellulose macht. Diese Bauweise verstößt zwar gegen die "allgemein anerkannten Regeln der Technik", aber auch nur, weil die für luftdurchlässige Mineralwolle geschrieben sind.